Verstrahlte Geschichte

MExLab Physik vereint in neuem Workshop Physik und Geschichte – Premiere fand an der Marienschule statt

Was haben Lilli Hornig, Naomi Livesay und Floy Agnes Lee gemeinsam? Diese Frauen arbeiteten für das Manhattan-Projekt, bei dem ab 1942 in den USA die ersten Atombomben entwickelt wurden, sind aber deutlich unbekannter als ihre männlichen Kollegen. Spätestens seit dem Kinofilm „Oppenheimer“ (2023) ist dieses Thema in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt.

Das nahm Barbara Leibrock von Münsters Experimentierlabor Physik an der Universität zum Anlass, zusammen mit ihrem Team (Carolin Benfer, Alica Mass, Lisa Michelmann) einen neuen Schulworkshop zu entwickeln. Unter dem Titel „Verstrahlte Geschichte“ feierte er am 26. September an der Marienschule Münster seine Premiere. 20 Schülerinnen kamen zusammen, um die Physik der Kernspaltung kennenzulernen. Weiterhin untersuchten sie die Arbeit der Frauen im Manhattan-Projekt unter den Bedingungen der äußersten Geheimhaltung und des Risikos einer völlig neuartigen Technologie. Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops lag auf den grauenvollen Folgen für die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki – ein nicht nur für die Schülerinnen der Jahrgänge 9 und EF sehr bedrückender Moment. Unweigerlich schloss sich die Frage nach der persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Verantwortung an im Umgang mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die Massenvernichtungswaffen ermöglichen.

In der letzten Woche wurde die japanische Organisation „Nihon Hidankyo“ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, eine Organisation, die von Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki gegründet wurde und sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzt. Angesichts der steigenden atomaren Gefahr sei ihre Botschaft aktueller denn je, so das Nobelkomitee.

Hoffnungsvoll spannte der Workshop den Bogen zur Gründung des Forschungszentrums CERN bei Genf vor 70 Jahren. Es hat sich die Erforschung der Teilchenphysik ohne militärische Ziele in friedlicher internationaler Zusammenarbeit auf die Fahne geschrieben. Ein besonderes Highlight war da der Besuch von Luisa Faber, Masterstudentin, die von ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen des Summer-Student-Programmes am CERN berichtete. Geduldig beantwortete sie die vielen Fragen der neugierigen Schülerinnen.

„Wir möchten […] besonders die Frauen hervorheben, die auch damals schon in den großen wissenschaftlichen Projekten gearbeitet haben. Es ist uns wichtig zu betonen, dass Forschungsinstitutionen wie Universitäten oder das CERN heute friedliche und ergebnisoffene Forschung betreiben.“ So fasst Barbara Leibrock die Intention des Workshops zusammen.

Interessierte Schulen und Lehrkräfte können sich gerne beim MExLab Physik unter mexlab.physik@uni-muenster.de melden, wenn dieser oder ein ähnlicher Workshop bei ihnen durchgeführt werden soll.

Philipp Berssenbrügge

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