Wenn Mechthild Großmann die Bühne betritt, sind die Erwartungen groß. Sie wirkt bescheiden, aber bestimmt in ihrem schwarzen Anzug mit rotem Schal und roten Schulen. Die ersten Worte ihrer sonoren Stimme geben die Richtung des Abends vor: Alan Bennett. Ein Meister der Beobachtung und der Analyse des Innenlebens von Menschen, an diesem Abend zweier Frauen.
Die eine, eine sehr einsame Frau, die versucht, ihrer Einsamkeit mit teils gehässigen Beschwerdebriefen zu entkommen. Mit teurem Schreibgerät geschriebene Briefe. Alan Bennett erzählt eine sehr aktuelle Geschichte aus einer vergangenen Welt. Tatsächlich findet sie ihr Glück erst in der Zwangsvergesellschaftung im Gefängnis.
Die zweite Frau ist "Frau Pfarrer" und Alkoholikerin. Hier gibt es neben vielen Spitzen gegen Kirche, Gott und die Gesellschaft eine recht handfeste außereheliche Liebschaft zu verfolgen.
Mechthild Großmann haucht den Frauen eine Lebendigkeit ein, die das Publikum auch an einem Theaterabend nicht besser erwarten kann. Mitfiebern, Mitfühlen und Mitlachen bestimmen den Abend. Denn „durch Lachen lernt man viel mehr als durch gute Ratschläge“, wie Großmann auch mit Blick auf den Veranstaltungsort Schule feststellt.
Die Veranstaltung wurde der Marienschule zum 100. Geburtstag geschenkt, obwohl die gebürtige Münsteranerin Großmann tatsächlich keine Marienschülerin war. Schulleiterin Marlies Baar erklärte sie kurzerhand zur Marienschülerin ehrenhalber und überreichte ihr einen Auszug aus dem Goldenen Buch der Schule, in dem sich Großmanns Mutter zu deren Abitur im Jahr 1937 verewigt hatte.
Text und Fotos: Hanna Schnieder