Damit wir über sie stolpern, wenn sie aufblitzen! – Reinigung der Stolpersteine in der Umgebung der Marienschule
Mit dem `80. Jahrestag der Wannseekonferenz‘ (20. Januar 1942) und dem `Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust‘ (Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945) gab es für uns gleich zwei historische Anlässe, um uns in dieser besonderen Woche auf den Weg zu machen und die Stolpersteine in der Nähe unserer Schule zu reinigen (Hermannstraße, Hammerstraße, Südviertel).
Das Stolpersteine-Projekt wurde vom Künstler Gunter Demnig in den 90er Jahren in Köln begonnen und hat sich zum größten dezentralen „Gedenkmal“ in Europa entwickelt. Auch in der näheren Umgebung der Marienschule und auf unseren Schulwegen sind die Messingsteine ins Bürgersteigpflaster eingelassen. Am letzten frei gewählten Wohnort erinnern die Steine an die Männer, Frauen und Kinder, die hier aus ihrem Münsteraner Zuhause gerissen, in Ghettos und Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurden.
Die Steine tragen den Namen und den Geburtsjahrgang, das Jahr und den Zielort der Deportation und meist auch das Sterbejahr der Menschen, die von den Nationalsozialisten aus religiösen, politischen, rassistischen oder ideologischen Gründen verfolgt wurden. Für die Münsteraner Gedenksteine hat der Verein „Spuren finden e.V“ Biografien, Fotos und weitere Dokumente zusammengetragen, die man über die App „Geschichte Gewalt Gewissen“ nachlesen kann.
Mit Hilfe dieser App konnten wir uns die Lebenssituationen der Menschen vergegenwärtigen, die hier einmal zu Hause waren, wie wir es heute sein dürfen. Ein Junge, dessen Stolperstein wir fanden, war bei seiner Deportation erst zwei Jahre alt. Ein Jahr später wurde er in Auschwitz ermordet.
Mit Wasser, Lappen und Metallputzmittel haben wir (Maria, Marleen und Lauren aus der 8b) eine Vielzahl von Stolpersteinen in der Umgebung unserer Schule wieder auf Hochglanz poliert, weil sie durch Witterung und Straßenschmutz mit der Zeit abdunkeln und verblassen. Nun blitzen sie wieder hell auf, damit Passanten im Vorübereilen gebremst werden und im wahrsten Sinne über diese Erinnerungsorte und ihre Geschichte „stolpern“ und die Erinnerung wachhalten.
Uns hat besonders gefreut, dass wir bei unserer Aktion manchmal mit Vorbeigehenden ganz verschiedenen Alters ins Gespräch gekommen sind. Ein Anwohner kam extra zu uns gelaufen, um sich bei uns zu bedanken. Er erzählte, dass Unbekannte zuletzt einzelne Gedenksteine im Viertel mit Farbe bewusst unkenntlich gemacht hätten.
Wir haben uns vorgenommen, in nächster Zeit weiter nach den Steinen zu sehen und werden uns auch am heutigen Abend (27.1.22) an der Gedenkaktion der Villa ten Hompel beteiligen, die dazu aufruft, am Internationalen Holocaust-Gedenktag um 19h die Stolpersteine am eigenen Wohn- oder Arbeitsort für einige Minuten auszuleuchten.
#DeportationenSichtbarMachen #LichterGegenDunkelheit #MünsterGedenkt
In diesen Tagen ist ganz aktuell ein neues digitales Angebot des WDR zu den Stolpersteinen herausgekommen:
Stolpersteine NRW (App) / stolpersteine.wdr.de (Browser)
Lauren Wethmar (8b)